CD-Review: Nobody Knows – Kleinstadtrhapsodien

nobody knows_kleinstadtrhapsodien

[Folk] – Prosodia (2014)
Deutschland
Über Rapunzel und Klugscheißer!

Wenn es um Folk geht, sind uns fünf Musiker aus Sachsen-Anhalt immer gerne willkommen – sozusagen Stammgäste. Immerhin durften wir schon viermal Besserwisser spielen. Und da der Folk ein unendlich großes Spektrum beherbergt, wäre es jetzt sehr kompliziert, eigentlich unmöglich, diese Combo irgendwo einzuordnen. Mit Sicherheit können wir behaupten, dass es sich um eine sehr innovative Band handelt, die verschiedene Stilrichtungen verbindet und nicht mal davor halt macht Rap-Elemente einzubauen.

Nach zehn Alben, vier Single-Auskopplungen, drei Musikvideos und einer DVD-Produktion gibt es eine Premiere: „Kleinstadtrhapsodien“ ist das erste Album, welches komplett aus eigener Feder stammt. Ja genau, es handelt sich um Nobody Knows und spätestens wenn man das neue Booklet in den Händen hält, weiß der Käufer, was ich mit „sehr innovativ“ meine. Nicht nur, dass die Hülle wie immer detailverliebt glänzt, es gibt als Draufgabe noch ein Liederbuch mit Texten, Noten und Kurzgeschichten aus einem Jahrzehnt Bandgeschichte. Somit gehen Text und Musik eine Symbiose ein, welche – wie bei Nobody Knows üblich – viel Witz, Charme und Ironie beinhaltet.

Nehmen wir nur das ‚Klugscheißerlied‘ her: Eine liebevolle Abrechnung mit Nörglern und geistigen Dilettanten. Oder die Offenbarung ästhetischer Differenzen zwischen Mann und Frau beim Tanzen (‚Schüttel dich‘). Und übrigens, sind wir kritisch betrachtet nicht ein Spiegelbild unserer Gesellschaft oder umgekehrt? Alles nachzulesen im Liederbuch. Und dass ein Herr Max, das Oberhaupt der Fünfmann-Garde, zur Altmark steht und ausschließlich die deutsche Sprache bevorzugt, finden wir natürlich alle sehr mutig. Ach ja, die Altmark ist seine Heimat und die deutsche Sprache kommt nur deswegen zum Zuge, weil das Englisch so schlecht ist. Zitieren möchte ich noch einen Auszug aus dem Vorwort: „Darum erheben wir unsere Tassen auf das bewusste Kultivieren von Klischees und das Verzerren von Stereotypen…“

Aber was zählt, ist immer noch die Musik. Wer Instrumente wie Geige, Bratsche, Banjo, Ukulele, Cello oder Posaune beherrscht und das stimmig auf einen Tonträger bringt, der hat nicht nur was drauf, sondern erteilt der Synthesizer-Community auch eine Lektion in Sachen: „Wie mach ich ehrliche Musik“. Nobody Knows machen das und sogar auf eine dufte Art. Eine Kombination aus Folk, Country, Rock, Pop und Rap, aufgeteilt auf 13 Songs, küren den Silberling. Der Ohrwurm schlechthin ist ‚Po‘ – gibts auch als Video. Mein persönlicher Favorit ist allerdings das melancholische ‚Outro (Was bleibt)‘. Aber bitte, selbst entscheiden und natürlich kaufen. Gute Arbeit ihr Nobodys. Stay Folk!

Hörbeispiele zu Nobody Knows finden Sie unter folgendem Link: http://www.youtube.com/user/2001NobodyKnows

geschrieben am 02.11.2014 von erich@folkmetal.at

Bewertung: Punkte (Innovation): 12 von 15
Punkte (Gesamt): 12 von 15
Informationen: Nobody Knows
Prosodia

5 Antworten zu “CD-Review: Nobody Knows – Kleinstadtrhapsodien

  1. Es ist schon ein sehr schönes Album, dass man immer wieder gerne hört. Den Silberling kann man ohne Bedenken kaufen und wird für jeden Folk-Fan ein Ohrenschmaus sein und mit Sicherheit nicht im Regal eistauben!

    Like

Hinterlasse einen Kommentar