Im ersten Teil des Interviews gab uns Skaldir Auskunft über die Entstehung von Ash of Ashes, die Arbeitsteilung innerhalb der Band, seine Live-Musiker und vieles mehr. Lest nun, was er zu den Gastmusikern, Downloads, Zukunftsplänen und seiner anderen Band Elane zu sagen hat!
Folkmetal.at: Bei Hel habt ihr deutsche Lyrics verwendet. Ash of Ashes singen auf Englisch. Was hat euch dazu bewogen, auf die Muttersprache zu verzichten?
Skaldir: Das wollte ich unbedingt. Auf Deutsch zu singen ist teilweise schon eine Herausforderung. Es geht nicht so gut von den Lippen, da es eine sehr sperrige und harte Sprache ist. Ich war jeweils bemüht, die Texte sehr deutlich vorzutragen. Daher wollte ich es mal mit dem Englischen versuchen und es ist tatsächlich angenehmer von der Phonetik her.
Folkmetal.at: Wie kam es zu den Kollaborationen mit dem Schweden Mathias Gyllengahm (Nyckelharpa, ansonsten aktiv bei Norrsinnt, Utmarken und Byrdi) und der in Norwegen beheimateten Runahild (Hardangerfiedel, auch bekannt von Rúnahild, ex-Eliwagar). War von Anfang an geplant, einen folkigen Touch bei Ash of Ashes reinzubringen?
Skaldir: Ja, das war so geplant. Ich habe dann überlegt, mit wem ich dies umsetzen könnte. Die beiden kannte ich schon von meiner Studioarbeit, da ich ihre jeweiligen Alben gemischt bzw. gemastert habe. So fragte ich Mathias und Runahild ganz einfach an und beide waren sofort mit dabei. Ich mag das generell ganz gerne, dass man mit den Leuten etwas macht, die man bereits kennt. Nichts liegt näher.
Folkmetal.at: Wie stehst du zu legalen Downloads bzw. zu Streaming-Portalen?
Skaldir: Persönlich kaufe ich ausschliesslich physische Tonträger. Es ist aber so, dass sich die Zeiten wirklich drastisch geändert haben. Wenn man hier nicht mit aufspringt, ist man total aussen vor. Ich habe aber nichts dagegen, beides hat durchaus seine Berechtigung.
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Folkmetal.at: Und wie sieht es mit illegalen Downloads aus?
Skaldir: Die sind mir schon ein Dorn im Auge. Ein Album macht man nicht in zwei Wochen, einem Monat, ja meistens nicht einmal in einem Jahr. Da steckt viel, viel Arbeit dahinter. Ich nehme auch noch selber auf, mische selber und investiere dementsprechend viel Zeit. Ich sehe nicht ein, warum dies umsonst sein soll. Dank der Streaming-Angebote konnten aber möglicherweise illegale Downloads etwas reduziert werden, da diese gar nicht mehr nötig sind. Als das Album digital veröffentlicht wurde, dauerte es circa zwei, drei Stunden bis es auf russischen Downloadseiten verfügbar war. Es ist zum Sport geworden und das stört mich daran. Ich denke, viele Leute laden sich das herunter und hören es sich nicht einmal an. Die wollen einfach nur alles haben, was verfügbar ist. Das hat für mich nichts mit Musikgenuss oder Wertschätzung zu tun. Sollen sie das machen, man kann es leider nicht verhindern. Aber verstehen tue ich das nicht.
Folkmetal.at: Von den Streaming Diensten kriegt ihr ja aber auch nur ein paar Cents…
Skaldir: Das stimmt schon. Es gibt ungefähr 0,4 Cent pro Stream. Das kann man sich dann in etwa ausrechnen. Wir hatten das Glück, dass ein Song in eine offizielle Spotify-Playlist rutschte und dadurch auf etwa 180’000 Streams kam. Insofern kam dann schon etwas Geld rein. Aber natürlich, zum Vergleich: wenn ich 180’000 CDs verkaufen würde, hätte ich vermutlich meinen eigenen Chauffeur (lacht).
Folkmetal.at: Wie sehen eure Zukunftspläne aus? Gibt es allenfalls bereits Ideen für ein weiteres Album? Steht eine Tour zur Debatte?
Skaldir: Ein Album ist auf jeden Fall in der Mache. Vier Songs sind schon relativ weit entwickelt, Ideen sind auch genügend vorhanden. Ich möchte nicht, dass es allzu lange dauert bis das zweite Album erscheint und werde daher schauen, dass ich in den nächsten Monaten ein grosses Stück vorankomme. Touren sind derzeit nicht geplant. Wir möchten vorerst einmal ein paar Festivalauftritte machen, um etwas häufiger zu spielen. Wenn möglich an besonderen Locations. Wir sind ja schon alle etwas länger dabei, für eine Kiste Bier müssen wir nicht unbedingt spielen. Das bringt keinem wirklich etwas.
Folkmetal.at: Hel haben soeben ihr Album «Falland Vörandi» wiederveröffentlicht. Etwas, worauf nicht wenige Fans hoffen, ist eine Reunion. Wie stehen die Chancen, dass Hel reaktiviert werden?
Skaldir: Es ist ja nicht so, dass es zwischen Valdr und mir irgendwelche Probleme gab. Das war es nicht. Es war einfach der Zeitpunkt gekommen, der nach dem Ende verlangte. Wir hatten das Gefühl, das Projekt Hel sei erfüllt und das wird auch so bleiben. Im Song ‘Neun Gestade tiefer’ vom letzten Hel Album «Das Atmen der Erde» wurde mit den Zeilen
«Lass‘ uns gehen, Abschied nehmen,
Aus alter Asche sticht keine Flamme mehr,
Am Ende der Zeit unserer Wege.
Vollendet ist all unser Begehr’n,
verlangt nun zur Reise ohne Wiederkehr»
unser Abschied angekündigt und gleichzeitig auch klar gemacht, dass es keine Reunion geben wird. Dass dennoch ein Album kam, war eine Herzensangelegenheit. «Falland Vörandi» ist meines Erachtens ein sehr gutes Werk, nur hatten wir damals leider nicht die Möglichkeit dies mit einem echten Schlagzeug zu machen. Ich bin jetzt sehr happy mit der neuen Version.
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Folkmetal.at: Du bist überdies auch noch bei den Fantasy Folkern Elane tätig. Das letzte Album «Arcane 2» erschien vor ziemlich genau zwei Jahren. Seither wurde es ruhig um die Band. Dürfen wir demnächst mit einem neuen Release rechnen?
Skaldir: Ja, ein neues Album ist bei uns ja praktisch immer in der Mache. Wir haben ja für das Andor Spiel Musik beigesteuert und sind jetzt dabei, dies zu überarbeiten und komprimieren. Das Resultat soll dann als eine Art Soundtrack-Album veröffentlicht werden. Das wird nicht mehr allzu lange dauern, wir sind da schon relativ weit fortgeschritten. Es soll etwas mehr nach echten Songs klingen. Im Spiel waren dies teilweise lange atmosphärische Passagen, die aus nicht viel mehr als Geräuschen bestanden. Ausserdem haben wir auch ein reguläres Album fast schon fertiggestellt. Live spielen wir nach Jahren auch wieder einmal: Im September in Selb am Festival Mediaval.
Folkmetal.at: Wie bist zur Metal-Szene gekommen? Welche Bands waren am prägendsten für dich (ich könnte mir vorstellen, dass Bathory dazu gehören…)?
Skaldir: Ja, aber es hat davor mit Scorpions, Helloween und Judas Priest angefangen. Bathory habe ich glaube «erst» so 1995, kurz vor meinem Einstieg bei Hel, entdeckt. Nach eher traditionellem Metal bin relativ schnell zu Death Metal geswitcht, der ja ’90 / ’91 so richtig boomte. Da war ich sehr begeistert davon, habe mich dann aber rasch vornehmlich für die melodischeren Sachen interessiert: Tiamat, Paradise Lost – diese melodischen Auswucherungen des Death Metals fand ich sehr interessant. Viele Sachen von damals sind geblieben, dazu kam Progressive Rock. So Bands, die heute dem 70er Sound (Genesis, Yes) nacheifern.
Folkmetal.at: Was machst du beruflich? Kannst du von der Musik leben?
Skaldir: Ich bin Toningenieur von Beruf und daneben Musiker. Darüber hinaus bin ich aber auch noch bei anderen Arbeitgebern tätig. Allerdings nicht fünf Tage die Woche.
Herzlichen Dank an Skaldir für das Interview. Dieses wurde geführt von Wallace.