[Folk Metal] – NoCut (2019)
Kroatien
Eingängig!
In Kroatien spielt man nicht nur erfolgreich Fussball, sondern musiziert auch mit Begeisterung. Manntra konnten sich in ihrer Heimat bereits einen Namen machen und schicken sich nun an, auch international eine grössere Hörerschaft zu gewinnen. Um dieses Ziel zu erreichen, änderte das Quintett im Verlauf seiner Karriere zwei Dinge: Erstens entwickelte sich der bandeigene Sound von Industrial Rock (in der Art von Rammstein oder Tanzwut in ihren Anfangstagen) mit Balkan-Einflüssen hin zu eingängigem Mittelalter Rock / Folk Metal. Zweitens wurden die ersten drei Alben noch in der Landessprache eingesungen, während man für „Oyka!“ grösstenteils hin zum Englischen wechselt.
Manntra haben mit Micha Rhein a.k.a. Das letzte Einhorn, dem Sänger von In Extremo, einen prominenten Förderer: Bereits auf dem letzten Album „Meridian“ gab es beim Titeltrack einen Gastauftritt von ihm. Dies wird nun auf Album Nummer vier zu ‚Murter‘ wiederholt. Die Insel Murter ist Micha Rheins Nebenwohnsitz und der Song eine Art Liebeserklärung an seine zweite Heimat Kroatien. Die Band hatte zudem bereits mehrere Male das Privileg, In Extremo als Support begleiten zu dürfen.
Die Songs auf „Oyka!“ (was übrigens in archaischem Kroatisch ein [jungfräuliches] Mädchen bezeichnet, welches darauf wartet, von einem Mann auserwählt zu werden) sind eingängig, ja stellenweise gar poppig arrangiert (exemplarisch hierfür ‚Yelena’) und weisen allesamt eine radiotaugliche Dauer von drei bis vier Minuten auf. Geschickt variiert man das Tempo und baut auch einmal einen schnelleren Track (‚Nevera’) ein. Natürlich darf das fast schon obligate Trinklied ebenfalls nicht fehlen (‚Rakhia’). Bei ‚In the Shadows’ greift man auf etwas härtere Riffs zurück, durch den erwähnten Stilwechsel haben Manntra aber zweifellos einiges an Härtegrad eingebüsst.
Eigentlich kann in der Karriere von Manntra nicht mehr viel schieflaufen. Die Band wird definitiv ihre Hörer und Fans finden. Persönlich erachte ich insbesondere die Abkehr von der Muttersprache als bedauerlich. Bands wie Arkona oder Skyforger beweisen, dass nicht unbedingt in englischer Sprache gesungen werden muss, um Erfolg zu haben. Das Kroatische mag ungewohnt klingen, hat aber gerade deswegen seinen besonderen Reiz. Hier hat man ein Alleinstellungsmerkmal leichtfertig aufgegeben.
So bleibt unter dem Strich ein Werk, das sich insgesamt zu sehr auf die Hörertauglichkeit versteift. Immer wieder beschleicht einen das Gefühl, Riffs oder Melodiefolgen anderswo in ähnlicher Form bereits gehört zu haben.
Hörbeispiele zu Manntra gibt es unter folgendem Link: https://www.youtube.com/channel/UCc4LpT8zAuD3rg5xt7BjfOA
geschrieben am 16.07.2019 von wallace.folkmetal@gmx.at
Bewertung: Punkte (Innovation): 7 von 15
Punkte (Gesamt): 10 von 15
Informationen: Manntra
NoCut