CD-Review: Lament – Visions and a Giant of Nebula

[Blackgaze] – Pest Productions, Casus Belli Musica / Beverina Productions (2020)
Indonesien

Alcest-Huldigung!

Ryo (Januaryo Hardy), einigen möglicherweise bekannt von Pure Wrath (Atmospheric Black Metal), mag Alcest. Offensichtlich nicht nur ein bisschen, sondern sehr, sehr gerne! Aus diesem Grund hat sich der Indonesier kurzerhand entschieden, ein ganzes Album im Stile seiner Vorbilder zu erschaffen.

Die Betonung liegt dabei bewusst auf „im Stile von“. Das Debüt von Lament enthält nämlich keinen einzigen Cover-Song. Nein, bei sämtlichen sechs Tracks auf „Visions and a Giant of Nebula“ handelt es sich um Eigenkompositionen. Und diese klingen ab dem ersten Takt derart nach Alcest, dass es schon fast einer Unverschämtheit gleichkommt. Doch damit nicht genug: packt Ryo seine Clean-Vocals aus, glaubt man wirklich, Neige habe am Mikrofon gestanden.

Lament konzentriert sich stilistisch auf die frühere bis mittlere Schaffensphase der eigenen Helden. Soll heissen, der Black Metal Anteil fiel etwas höher aus, als zuletzt bei Alcest. Melodien zu erschaffen, die gleichermassen wunderschön wie melancholisch bis tieftraurig klingen, hat der Indonesier dabei ebenso gut drauf wie das Original.

Was soll man noch gross dazu sagen? Einerseits ist es ziemlich frech, sich derart schamlos am Sound einer anderen Band zu bedienen. Andererseits macht Ryo zu keinem Zeitpunkt ein Geheimnis daraus und gibt sogar ganz offen an, dass dieses Werk als Zeichen seiner Verehrung der Franzosen zu verstehen sei. Wenn dann das Resultat auch noch derart grossartig ausfällt, kriegt man zwar keinen Innovationspreis, aber verdientermassen 13 von 15 Punkten für ein starkes Album.

Wer Alcest liebt, muss sich eigentlich „Visions and a Giant of Nebula“ anschaffen. Ausser man nimmt es Ryo übel, dass er so unverhohlen Neige und Winterhalter nacheifert.

Das Cover-Artwork wurde übrigens von Aghy Purakusuma erschaffen und zeigt eine freundliche Version der indonesischen Geistergestalt „Gendruwo“.  

„Visions and a Giant of Nebula“ erschien am 20. April 2020 digital und als limitierte Digipack-CD via Pest Productions aus China. Gleichentags wurde über Harsh Productions (Indonesien) eine auf 111 Stück beschränkte Tape-Version veröffentlicht. Casus Belli Musica / Beverina Productions liefern nun am 1. Dezember 2020 die Vinyl-LP (weisse Farbe – lediglich 100 Stück) nach.

Hörbeispiele zu Lament gibt es unter folgendem Link:
https://lamentina.bandcamp.com/

geschrieben am 19.10.2020 von wallace.folkmetal@gmx.at

Bewertung: Punkte (Innovation): 7 von 15
Punkte (Gesamt): 13 von 15
Informationen: Lament
Pest Production, Casus Belli Musica / Beverina Productions

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