
[Atmospheric Black Metal] – Avantgarde Music (2021)
Italien
Black Metal meets (acoustic) Grunge!
Quorthon, der viel zu früh verstorbene Mastermind hinter Bathory, war nicht nur dem Black und Viking Metal zugetan. Nein, Herr Forsberg veröffentlichte in den 1990ern unter seinem Künstlernamen auch zwei Grunge-Alben.
Auch Lys, welcher hauptamtlich die Geschicke der Atmospheric Black Metal Band Enisum leitet, scheint eine Schwäche für diesen von Nirvana, Pearl Jam, Alice in Chains, Soundgarden und Co. geprägten Stil zu haben. Insbesondere das „MTV Unplugged in New York Album“ von Nirvana scheint Marcello Apolinari, wie Lys mit bürgerlichem Namen heisst, bestens zu kennen.
Im Unterschied zu Quorthon vermischt der Italiener die beiden Stile und kreiert so ein neues Genre: Atmospheric Black Grunge. Lys bewegt sich demnach phasenweise in ähnlichen musikalischen Fahrwassern wie seine Hauptband. Die akustischen Ausflüge und insbesondere eben die Grunge-Anleihen würden jedoch eher weniger zu Enisum passen. Von daher ergibt es absolut Sinn, dass Signore Apolinari dieses Material als Solokünstler veröffentlicht.
Hand aufs Herz, wer es wagt Black Metal und Grunge miteinander zu vermengen, erntet wohl nicht nur in der Trve-Fraktion Stirnrunzeln. Obwohl inhaltlich zwischen den Genres, Stichworte Hässlichkeit und düstere lyrische Themen, durchaus Parallelen bestehen, könnte das Soundgewand kaum unterschiedlicher sein. Umso erstaunlicher, wie mühelos die beiden Stile hier eine symbiotische Einheit eingehen. Ganz genial ist beispielsweise, wenn Lys in ꞌMountains, Forests, Riversꞌ kurz vor Minute sechs die Akustikkampfe hervorholt (mehr Nirvana Unplugged Feeling geht nicht) und die herrliche Melodie dann ins schnelle Tremolospiel mit der E-Gitarre übergeht.
Gesanglich wird ebenfalls einiges geboten: Clean-Vocals, gelegentlich auch mal etwas dreckig-rauchig sprich in bester Kurt Cobain Manier dargeboten, ergänzen das zu erwartende schwarzmetallische Geschrei, welches hie und da in die Depressive-Schublade abdriftet. Schliesslich darf auch der gelungene Mix nicht unerwähnt bleiben. So wurden sämtliche Instrumente und insbesondere auch das Bassspiel ideal in Szene gesetzt.
Grösser Kritikpunkt: das Album enthält lediglich vier Songs bei einer mageren Spielzeit von gerade mal 32 Minuten. Da hätte man gerne noch einen weiteren Track mitgenommen. Denn: was Lys hier abliefert, ist schlichtweg phänomenal!
„Silent Woods“ erschien am 29. Oktober 2021 als CD, Vinyl-LP und in digitaler Form.
Hörbeispiele zu Lys gibt es unter folgendem Link:
Lys Silent Woods – YouTube
geschrieben am 08.11.2021 von wallace.folkmetal@gmx.at
Bewertung: Punkte (Innovation): 13 von 15
Punkte (Gesamt): 14 von 15
Informationen: Lys
Avantgarde Music