Interview mit Ash of Ashes – Teil I

Im Nachgang zur Veröffentlichung des zweiten Albums „Traces“ stand uns Markus Skroch a.k.a. Skaldir von Ash of Ashes ausführlich Rede und Antwort.

Skaldir

Folkmetal.at: Lieber Markus, schön dich wieder zu sehen. Wie geht es dir?

Skaldir: Danke, sehr gut.

Folkmetal.at: Gut dreieinhalb Jahre sind zwischen dem Release von „Down the White Waters“ und „Traces“ vergangen. Was hat sich in der Zwischenzeit bei Ash of Ashes getan?

Skaldir: Corona kam ja zu einem absolut blöden Zeitpunkt bei uns. Wir hatten gerade angefangen live zu spielen und wollten diesbezüglich noch etwas mehr machen. Aber dann ging ja auf einmal gar nichts mehr, weshalb wir dies erstmal komplett links liegen liessen. Anstelle dessen konzentrierte ich mich auf das Album. Ich hatte ja bereits vor der Veröffentlichung von „Down the White Waters“ tatsächlich schon ein paar neue Songs geschrieben. Daher dauerte das Songwriting auch gar nicht so lange. Aber mit den Aufnahmen und allem Drum und Dran zieht sich das Ganze halt dann trotzdem in die Länge und «zack», sind drei Jahre um. Dies hängt sicherlich auch damit zusammen, dass bei uns der Qualitätsanspruch immer höher wird. Abgesehen davon, ist eigentlich nicht viel passiert (lacht).

Folkmetal.at: Es wäre somit angedacht gewesen, dass die zeitliche Differenz zwischen den beiden Alben kürzer ausfällt?

Skaldir: Ja, ich hatte ursprünglich eher so mit zwei Jahren gerechnet. Das Album war ja auch eine ganze Weile vor dem Release bereits komplett fertig. Aber mit Presszeiten, die gerade bei Vinyl mittlerweile extrem lange sind, dauert es dann jeweils, bis dieses auch wirklich erscheint.

Folkmetal.at: „Traces“ dreht sich lyrisch um das Thema Reise. Kannst du dies etwas genauer ausführen?

Skaldir: Ich schreibe ja immer erst die Musik und dies vollkommen unabhängig von den Texten. Dabei hat man natürlich so einige Gedanken während man schreibt. Bei mir sind dies oft so epische Landschaften, an die ich dann denke. Das vereinfacht es mir, ein Lied zu schreiben. Morten hat es gerne, wenn er alles gesammelt kriegt, sprich wenn das ganze Album musikalisch fertig ist und macht sich dann Gedanken um die Texte. Dann haben wir zusammen ein Brainstorming durchgeführt. Er kam dann mit verschiedenen Themen, u. a. auch historischen, an, die wir teilweise auch wieder verwarfen. Alles, was dann seine Texte irgendwie verbunden hat, war das Thema Reise. Da sind ja auch so Sachen wie ꞌEvermoreꞌ oder ꞌThe Eternal Travellerꞌ drin – das hat ja nichts mit historisch zu tun, das sind ja so Geschichten, die nicht wirklich passiert sind.

Morten

Folkmetal.at: Das heisst, „Traces“ wurde wiederum komplett von dir komponiert und eingespielt, während Morten für Lyrics und Gesang zuständig war?

Skaldir: Ja, ganz genau. Die Vorgehensweise ist gleichgeblieben.

Folkmetal.at: Inwiefern hat die Pandemie das Konzept bzw. den Aufnahmeprozess des Albums beeinflusst?

Skaldir: Eigentlich gar nicht. Ich spiele das meiste ja selber ein. Die Drums, die wir im Studio eines Freundes aufnahmen, fielen genau in eine Zeit, in der man sich auch wieder treffen durfte. Daher hatten wir dahingehend gar keine Probleme. Aber eben, dies auch weil ich sowieso den Grossteil bei mir selber aufnehme. Die meisten Gäste sind ja international und hätten daher so oder so nicht bei mir aufgenommen.

Folkmetal.at: Hat es den Prozess allenfalls gar beschleunigt, eben weil ihr keine Live-Aktivitäten haben konntet?

Skaldir: Das war ja gerade am Anfang der Pandemie bei vielen Leuten so, da sie plötzlich ungeahnte neue Freizeit durch Home-Office etc. hatten. Bei mir hat sich eigentlich gar nicht viel geändert. Ich arbeitete schon vorher komplett remote über das Internet bei meinen Misch- und Masteringaufträgen. Bei meiner anderen Arbeit, der ich nachgehe, war dies wiederum immerzu vor Ort. Die Pandemie hat demnach den Aufnahmeprozess weder beschleunigt noch ausgebremst. Es ist ziemlich spannend, am Anfang der Pandemie haben mir so viele Leute etwas zum Mischen geschickt, da sie durch die gewonnene Freizeit extrem kreativ waren. Nach etwa einem halben Jahr änderte sich dies aber abrupt, weil viele dann eher in eine Art Lethargie verfielen. Man stellte fest, oh diese Situation dauert doch länger, als wir uns dies am Anfang dachten.

Folkmetal.at: Komponierst du im Studio oder entstehen die Grundgerüste der Songs anderswo und werden anschliessend im Studio finalisiert?

Skaldir: Ich komponiere nicht nur an einem Ort. Das kann schon auch im Studio geschehen, aber die initiale Idee passiert häufig bei mir zu Hause auf der Couch mit einer Akustikgitarre. Wenn ich merke, da ist etwas Gutes dabei, renne ich zum Computer, um dies gleich aufzunehmen. Oder ich nehme es mit dem Diktiergerät auf. Auch draussen beim Spazieren hatte ich schon plötzlich eine Melodie im Kopf. Dies war z. B. beim Song ꞌDown the White Watersꞌ der Fall. Da war ich mit meinem Hund spazieren und hatte plötzlich diese epischen Gedanken, die zur Melodie führten. Da zückte ich das Handy und sang die Melodie kurz ein. Es ist aber eher selten, dass mir ohne Instrument eine Melodie zufliegt. Wenn es aber passiert, so habe ich das Gefühl, dass dies immer besonders gute Sachen sind. Sollte ich vielleicht öfters versuchen (lacht).

Folkmetal.at: Du kannst somit nicht konkret benennen, wann und wo dich die Muse küsst?

Skaldir: Nein, kann ich tatsächlich nicht. Ich brauche aber auch gar nicht wirklich Inspiration, um ein Lied zu schreiben. Häufig kann ich mich einfach mit der Idee hinsetzen: jetzt schreibe ich einen Song. Und das mache ich dann auch einfach. Klappt natürlich nicht immer. Aber da hilft es manchmal, einfach eine halbe Stunde etwas anderes zu tun und sich dann wieder hinzusetzen. Da gibt es so einen Spruch: amateurs wait for inspiration, professionals just get it done (lacht). Ich bin aber auch froh, dass ich in der Situation bin, nicht irgendwelche Deadlines berücksichtigen zu müssen. Dies würde mich vermutlich beim Schreiben behindern.

Fortsetzung folgt…

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