Heathen Gathering 2023: Festivalbericht

Am 18. und 19.05. gaben sich zehn nationale und internationale Genre-Acts beim Heathen Gathering Folk & Pagan Metal Festival im Viper Room Vienna die Klinke in die Hand. Insgesamt ein ordentlich besuchtes Festival mit abwechslungsreichem Programm, guter Organisation, zwei ganz starken Headlinern und einem feierwütigen Publikum. Doch der Reihe nach…


Primordial © Folkmetal.at

Donnerstag, 18.05.2023: Festivaltag I

Kurz nach 17:30 Uhr öffneten sich die Tore des Viper Room Vienna, welcher zentral unweit von Wien Mitte / Landstrasse gelegen ist. Nachdem man sich an der Bar mit einem Gerstensaft versorgt hatte, ging es pünktlich um 18:00 Uhr mit Steinalt aus Niederösterreich los. Das Quintett spielt Pagan Metal mit Einflüssen aus dem Melo-Death. Ein lokaler Opener ist immer ein Gewinn, so fanden sich denn auch bereits einige Metalheads zu früher Stunde an diesem Feiertag im Viper Room ein, nickten brav mit und applaudiertem dem Gebotenen. Gelungener Auftakt.

Steinalt © Folkmetal.at

Es folgte daraufhin eine Premiere: Vanaheim spielten ihren allersten Österreich-Gig. Die aufsteigenden Niederländer begeisterten das Publikum mit einer Mischung aus Folk Metal und epischen Klängen. Denkt euch einen Hybrid aus Ensiferum und Equilibrium – dann liegt ihr bei der stilistischen Einordnung ziemlich richtig. Mit Live-Violinistin verstärkt, wurden vorwiegend Songs aus dem Debütalbum „Een verloren verhaal“ zum Besten gegeben. Diese kamen bei den mittlerweile schon sehr zahlreich anwesenden Gästen äusserst gut an. Fun Fact: Sänger Zino scheint einen Laternen-Fetisch zu haben ;-).


Vanaheim © Folkmetal.at

Gleich eine weitere Österreich-Premiere boten daraufhin Morgarten. Das aus dem französischsprachigen Teil der Schweiz angereiste Quartett spielt deutlich schwärzer angehauchten Metal als die vorangegangenen Kapellen, lässt aber auch immer mal wieder folkige Elemente, z. B. mit einer Schalmei, in den Sound einfliessen. Doch Moment… Quartett? Morgarten sind doch normalerweise zu fünft unterwegs? Richtig, und dafür gab laut Bassist Cédric einen süssen Grund: Keyboarder Mael wurde just dieser Tage zum zweiten Mal Vater. Wie Vanaheim zuvor, konnten auch Morgarten an diesem Abend einige neue Fans dazugewinnen. So sah man zu späterer Stunde nicht wenige Leute mit neu erworbenen Shirts der beiden Bands herumgehen.


Morgarten © Folkmetal.at

Heathen Foray brachten zahlreiche Fans mit nach Wien. Kein Wunder, die Steirer sind nun auch schon beinahe seit 20 Jahren unterwegs und zählen somit zur Speerspitze der einheimischen Pagan- / Folk- und Viking Metal Szene. Sänger Robert führte durch das einstündige Set und bewies dabei, was für ein guter Entertainer er ist. Gespielt wurden sowohl Tracks vom brandneuen Album „Oathbreaker“, welches an diesem Abend die offizielle Release-Show erfuhr, wie auch aus dem früheren Schaffen der Band, wie beispielsweise ‚Bifrost‘. Dabei wurde ein gelungener Mix aus Trink-Liedern, Schlachten-Epen und Melodic Death-Krachern geboten.


Heathen Foray © Folkmetal.at

Während des Abends handelte man sich eine halbstündige Verspätung ein. Dies führte dazu, dass sich bei Beginn des Headliners Primordial die Reihen schon etwas gelichtet hatten und während des Gigs immer weiter lichteten. Die Öffentlichen fuhren am Feiertag nicht zum Wochenendfahrplan, weshalb wohl nicht wenige Gäste schon etwas früher den Heimweg antreten mussten, um noch nach Hause zu gelangen. Schade, sie haben definitiv etwas verpasst. A.A. Nemtheanga zeigte sich mal wieder in Bestform: Pöbelnd („was hat Österreich ausser Wein zu bieten“), über die Technik fluchend (sein In-Ear funktionierte nicht, weshalb er dieses nach einigen Songs wegschmiss), dem bandeigenen Soundtech den Stinkefinger zeigend – emotionslose Primordial Gigs gibt es (zum Glück) nicht.

Falls dies nun jemandem unsympathisch erscheint – Alan hat auch andere Seiten: so zögerte er keine Sekunde, um von der Bühne herunter zu steigen und einer im Publikum hingefallenen Konzertteilnehmerin wieder auf die Beine zu helfen. Mit Rotweinpulle und Henkerseil ausgestattet, zelebrierte Mr. Averill 90 Minuten lang dreissig Jahre Primordial. Vom Auftakt ‚Where Greater Men Have Fallen‘, über ‚To Hell or the Hangman‘ zu den obligaten ‚The Coffin Ships‘ und ‚As Rome Burns‘ war alles dabei. Hammergeiler Auftritt.


Primordial © Folkmetal.at

Freitag, 19.05.2023: Festivaltag II

Eine Stunde später als am Vortag, um 19:00 Uhr, legten Regnum Noricum los. Black Metal mit keltischer Thematik steht bei den Oberösterreichern auf dem Programm. Gestärkt durch den bandeigenen Met (stilgerecht aus einem riesigen Trinkhorn konsumiert) und mit ausreichend Corpse Paint verziert, spielte das Quintett ein halbstündiges Set. Einen Video-Mitschnitt vom Song ‚Eternal Wandering‘ wird es demnächst auf unserer Facebook-Seite zu sehen geben.


Regnum Noricum © Folkmetal.at

Folkiger ging es mit den aus Wien stammenden Nemoreus weiter. Mit Cister, Flöten und Violine im Gepäck, gibt das Sextett seine Songs mal in deutscher, mal in englischer Sprache wieder. Leider stimmte hier soundtechnisch nicht alles: so war die Violine in erster Linie in Form von Kratzgeräuschen vernehmbar. Konnten die Töne dann gelegentlich herausgehört werden, hatte man den Eindruck, dass diese nicht immer so ganz mit der „Metal-Fraktion“ übereinstimmten. Schade, dies schmälerte den an sich gelungenen Auftritt etwas. Da es sich bei der Violinistin aber offensichtlich nicht um Maike, die angestammte Dame an den Saiten, sondern wohl um eine Aushilfe handelte, ist dies natürlich absolut entschuldbar. Highlight: ‚Arnea‘.


Nemoreus © Folkmetal.at

Die volle Dröhnung Folk Metal lieferten im Anschluss Dalriada und brachten damit das Publikum zum hüpfen, pogen und moshen. Äusserst gut gelaunt und mit deutlich besserem Sound als zuvor Nemoreus ausgestattet, führten Sänger/Gitarrist András und Frontderwisch Laura durch das einstündige Best of Set der Ungarn. Einziger Wermutstropfen: der Umstand, dass sämtliche Folkinstrumente als Samples ab Band gespielt wurden. Aber das Folktrio, welches Dalriada gelegentlich auch live verstärkt, hätte auf der Bühne des Vipers Rooms eh kaum Platz gefunden. Etwas seltsam war der Umstand, dass die Band keinerlei Merchandise mit sich führte. Nichtsdestotrotz: sehr guter Auftritt!


Dalriada © Folkmetal.at

Einen Siegeszug von a bis z feierten Heidevolk. Die Gelderländer waren mit dem besten Sound des Festivals gesegnet und die beiden Sänger Jacco und Daniël hatten das im Unterschied zum Vortag zu dieser Uhrzeit (trotz neuerlicher Verspätung) noch zahlreich anwesende Publikum von der ersten Sekunde an voll im Griff. Das Alleinstellungsmerkmal der Band mit dem dualen, mehrheitlich holländischen Männergesang führte die Band zu mittlerweile über 20 Jahre Geschichte. Dies ist insofern erstaunlich, als dass es gerade an den Vocals immer mal wieder einen Wechsel zu verzeichnen gab.

Heidevolk feuerten ein wahres Hitfeuerwerk, mit Hauptaugenmerk auf das neue Album „Wederkeer“, ab. Dabei durfte natürlich weder ‚Drink met de goden‘ noch ‚Saksenland‘, ‚A Wolf in My Heart‘ oder ‚Vulgaris Magistralis‘ fehlen. Abgeschlossen wurde das Set nach gut 80 Minuten mit ‚Nehalennia‘. Die Band zeigte dabei eindrücklich, dass Folk / Viking Metal auch anno 2023 noch relevant ist und zu begeistern vermag!

Heidevolk © Folkmetal.at

Das Late Night Special der deutschen Mittelalter Rocker Ignis Fatuu musste unser Team leider auslassen, da die helvetische Abteilung am nächsten Morgen frühzeitig den Rückflug antreten musste.

In einer Zeit, in der sich dieses Genre nicht mehr derselben Beliebtheit wie z. B. noch vor zehn Jahren erfreut, die Vorverkaufszahlen generell einbrechen, immer wieder mal ein Konzert oder Festival abgesagt werden muss, ist es mutig, ein solches Event aufzuziehen. Grosse Achtung vor Jürgen und seinem Team für diesen Effort! Unseres Erachtens war die erste Ausgabe des Heathen Gathering Folk & Pagan Metal Festival ein voller Erfolg. Aus Sicht der Veranstalter hätte es wohl noch etwas mehr Gäste in den Viper Room ziehen dürfen. Wir hoffen auf alle Fälle auf eine Wiederholung im nächsten Jahr!

Zahlreiche weitere Bilder der verschiedenen Bands folgen in den nächsten Tagen.

Geschrieben von wallace.folkmetal@gmx.at; Fotos: anita.folkmetal@gmx.at

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