CD-Review: Tylangir – Ur-Chraft


[Folk Metal] – Eigenproduktion (2022)
Schweiz
Hüere güet!

Der Schweizer Alpenkanton Wallis befindet sich ganz im Süden des Landes. Unterteilt wird dieser in Unterwallis (französischsprachig) und Oberwallis (deutschsprachig). Aus letzterem Teil stammen Tylangir, welche ihre Lyrics im lokalen (höchstalemannischen) Dialekt, dem Wallisertiitsch (Walliserdeutsch) verfassen. Tatsächlich bekunden viele Leute aus der übrigen Deutschschweiz (im Jargon der Walliser übrigens die sog. „Üsserschwiizer“, also „Ausserschweizer“) Mühe beim Verstehen dieser Mundart.

Die Songtexte des Septetts handeln denn auch vorwiegend von zentralen Figuren und Themen der Wallisersagen. Dabei werden die heidnischen Wurzeln der Volkserzählungen ergründet und textlich neuinterpretiert. So erhielt beispielsweise der ꞌRollibockꞌ einen Song gewidmet. Dabei handelt es sich um eine Sagengestalt aus dem ewigen Eis der Gletscher, welche mit langen Hörnern und feurigen Augen dargestellt und beschrieben wird und das Eis nur verlässt, wenn man ihn verärgert hat.

Musikalisch verbinden Tylangir Pagan Folk à la Omnia (insbesondere der Einsatz einer Harfe erinnert an die Niederländer) mit der Brachialität des Folk / Death Metals der Landsleute Eluveitie. Darüber hinaus werden auch Elemente aus der einheimischen Volksmusik (wie z. B. das Jodeln[!]), des Nordic Folks oder auch der mittelalterlichen Musik in die Tracks eingebaut.

Bestes Beispiel hierzu, ꞌWassär frisst Landꞌ: Der Auftakt klingt nach rituellem Nordic Folk wie man ihn von Wardruna oder Heilung kennt, die Harfe setzt ein, wird von einer Flöte ergänzt, Geigentöne erklingen – alles gekonnt untermalt von einem Heavy Metal Gerüst.

So schaffen es Tylangir durch den Einsatz von im Folk Metal nicht ganz alltäglichen Elementen eigenständig zu klingen. Der gegrunzt-gekeifte Walliser-Dialekt tut sein Übriges, dass sich die Kompositionen vom Gros der Masse abheben. Berücksichtig man, dass „Ur-Chraft“  „Urkraft“ das Debüt der noch jungen Truppe darstellt, bleibt nur ein Fazit: „Hüere güet“ (was sinngemäss „saugut“ bedeutet)!

Die Produktion fiel makellos aus. Beim Mastering hätte man darauf achten sollen, dass Intro und Interlude von der Lautstärke her auf demselben Volumen gehalten sind, wie die eigentlichen Songs. Tatsächlich erklingen diese nämlich um einige dB lauter aus den Boxen, was insbesondere beim Albumauftakt störend wirkt.

„Ur-Chraft“ dauert eine Stunde und erschien am 12.02.2022 in digitaler Form. Eine physische Version wird anlässlich der Plattentaufe vom 14.05.2022 im Moshpit-Music Club Naters (CH) zusammen mit Norvhar und Morgarten folgen.

Hörbeispiele zu Tylangir gibt es unter folgendem Link:
Tylangir 

geschrieben am 07.04.2022 von wallace.folkmetal@gmx.at

Bewertung: Punkte (Innovation): 11 von 15
Punkte (Gesamt): 13 von 15
Informationen: Tylangir
Eigenproduktion

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